Kurz und gut: Alben von Michelle David & The True Tones, Lo Moon und Beatenberg

Michelle David Brothers & Sisters Albumcover

Die Sounds & Books-Reviews zu den am 05.04.2024 erscheinenden Alben von Michelle David & The True Tones, Lo Moon und Beatenberg

von Werner Herpell

Unsere „Kurz und gut“-Rubrik warnt diesmal vor (unfairen) Vergleichen. Die neuen Alben der Retro-Soul-Sängerin Michelle David, „Brothers & Sisters“, der Psychedelic-Poprocker Lo Moon, „I Wish You Way More Than Luck, und der Afropop-Band Beatenberg, „The Great Fire Of Beatenberg“, lohnen sich, auch wenn man ihre Inspirationen deutlich heraushört.

Michelle David & The True Tones: Brothers & Sisters

Hat da jemand „Klingt wie Sharon Jones“ gesagt? Das stimmt natürlich irgendwie, weil auch die Sängerin Michelle David und ihre niederländische Band The True Tones (Paul Willemsen, Onno Smit und Bas Bouma) einen unwiderstehlichen Southern-Soul-Spirit haben und genau diese rohe

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Energie entfachen, die das Genre seit den Sixties zu einer der wichtigsten Marken im Pop gemacht hat. Und wie die 2016 mit nur 60 Jahren gestorbene R&B-Shouterin Jones hat David eine mächtige Stimme, die klassischen Soul und knackigen Funk über jedes Klischee hinwegträgt.

„Brothers & Sisters“ ist vom Songwriting bis zur Performance wieder ein echtes Gemeinschaftswerk geworden, das mit zwölf authentisch schwitzigen Tracks jeden „Nachahmer!“-Vorwurf im Keim erstickt. Der 2022 veröffentlichte Vorgänger „Truth & Soul“ war von BBC Radio 6 zu einem der Alben des Jahres gekürt worden – und sicher nicht als lahmes Retro-Produkt. Nein, Michelle David und ihre drei Jungs (plus Bläser-Trio, wie es sich für den guten alten Soul mit Live-Feeling gehört) müssen sich nicht hinter ihren großen Vorbildern verstecken. Hört sie euch einfach ohne „Klingt wie…“-Einschränkung an – mit offenen Ohren für traditionsbewusste schwarze Popmusik.  

„Brothers & Sisters“ von Michelle David & The True Tones ist am 05.04.2024 bei Record Kicks/Believe erschienen. (Beitragsbild: Albumcover)

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Lo Moon: I Wish You Way More Than Luck

Hat da jemand „Klingt wie The War On Drugs“ gesagt? Das stimmt natürlich irgendwie, zumal die aus Los Angeles stammende Band Lo Moon bereits mit den Psychedelic-Rockern um Adam Granduciel auf Tournee unterwegs war (und seinerzeit mit einer unverkennbaren Ähnlichkeit im wabernden Gitarren- und Keyboard-Sound die Fans des Hauptacts aus Philadelphia durch die Bank zu verzücken wusste). Auf dem neuen Album „I Wish You Way More Than Luck“ ist der Pop-Faktor des Quartetts um Sänger und Songwriter Matt Lowell allerdings hochgeschraubt, es geht – wie schon die Kooperation mit Curt Smith von Tears For Fears im vorigen Jahr und das Album-Mixing von Alan Moulder vermuten ließen – verstärkt in Richtung eines hochmelodischen, teils melancholischen Eighties-Klangbildes.

Der Albumtitel geht übrigens auf den großen US-Schriftsteller David Foster Wallace (1962-2008) zurück, das Cover-Artwork erinnert an den Einsamkeitsmaler Edward Hopper. Lo Moon sind also sehr originelle Köpfe, die sich von The War On Drugs zunehmend emanzipieren. Und die damit auf eigene Rechnung Erfolg haben: Das Album folgt auf eine Headliner-Tour mit ausverkauften Konzerte in Los Angeles und New York.

„I Wish You Way More Than Luck“ von Lo Moon ist am 05.04.2024 bei Thirty Tigers erschienen.

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Beatenberg: The Great Fire Of Beatenberg

Hat da jemand „Klingt wie Vampire Weekend“ gesagt? Das stimmt natürlich irgendwie, weil bei Beatenberg helle Afropop-Gitarren und flockige Worldmusic-Beats so dominieren wie einst bei Paul Simon auf seinem Klassiker „Graceland“ (1986). Und genau dieses legendäre Album inspirierte bekanntlich Vampire Weekend vor 16 Jahren zu ihrem ebenfalls bahnbrechenden Debüt. Wie VW-Frontmann Ezra Koenig singt auch Matt Field von Beatenberg mit dieser federleichten, freundlichen Jungsstimme, die praktisch aus jedem Lied von „The Great Fire…“ eine sanfte Sommerbrise für gestresste Ohren machen.

Während Vampire Weekend aber aus New York stammen und sich ihre Afrobeat-Inspiration von weit her geholt haben (um sie auf dem grandiosen neuen Album „Only God Was Above Us“ nun fast hinter sich zu lassen), sind Beatenberg ein original südafrikanisches Trio aus Kapstadt, damit also nah dran an ihrem bevorzugten Sound. Und die 13 neuen Songs sind wirklich perfekte Sommermusik, die freilich nie in Cocktailmucke-Klischees abgleitet. Auch hier gilt: Ohne die Bürde von Vergleichen oder Vorurteilen macht das Reinlauschen mehr Spaß.

„The Great Fire Of Beatenberg“ von Beatenberg ist am 05.04.2024 bei Leafy Outlook erschienen.

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